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Unterschätztes Organ: Leber

Die wichtige Stoffwechselzentrale

Die Leber leistet Höchstarbeit – nicht nur bei Fehlernährung oder Einnahme von Arzneimitteln, sondern auch durchzunehmende Umweltbelastungen. Welche Nähr- und Pflanzenstoffe sie dabei unterstützen.

Lebergesundheit im Fokus

Die beeindruckende Leber

Unsere Leber stellt das Zentrum unseres Stoffwechsels dar: Jede Minute fließen etwa 1,5 Liter Blut durch das rund 1,5kg-schwere Organ. Dabei sind die Aufgaben der Leber vielfältig:

  • Auf-, Ab- und Umbau von Lipiden, Proteinen und Kohlenhydraten
  • Speicherung von Glykogen und Fett (=Energieträger)
  • Detoxifikation von Xenobiotika
  • Synthese von Eiweiß und Gerinnungsfaktoren.

Damit sie all diesen Aufgaben gerecht werden kann, benötigt die Leber eine breite Versorgung mit verschiedenen Aminosäuren sowie Antioxidantien – und zwar jeden Tag! Zusätzlich sollten die Belastungen so gering wie möglich gehalten werden.

Kritisch wird es immer dann, wenn der oxidative Stress und die freien Radikale nicht ausreichend durch Antioxidantien abgefangen werden können. Aber auch bei einer genetisch eingeschränkten Entgiftungskapazität profitieren Betroffene von der Vermeidung entsprechender Belastungen sowie einer optimalen Versorgung: Durch sogenannte Polymorphismen können einzelne Enzymaktivitäten beispielsweise beschleunigt oder eingeschränkt sein. Dadurch reagieren Betroffene mitunter besonders sensibel auf Toxine oder Arzneimittel (unerwünschte Nebenwirkungen), oder aber Wirkungen bleiben gänzlich aus. Besonders tückisch ist es, wenn die Phase-I-Metabolisierung normal oder sogar beschleunigt abläuft, aber die Phase-II-Reaktion nur eingeschränkt und verlangsamt stattfindet. In diesen Fällen können sich radikale Zwischenprodukte anreichern.

Doch das ist gar nicht so einfach. Denn sogenannte Xenobiotika gehören mittlerweile unweigerlich zu unserem Alltag und lassen sich nicht vollständig vermeiden. Zu diesen körperfremden Substanzen zählen nicht nur Arzneimittel, sondern auch Umwelttoxine, Schwermetalle, Konservierungsmittel wie auch Geschmacksverstärker und Schadstoffe. Während wasserlösliche Substanzen direkt über den Urin ausgeschieden werden können, müssen lipophile Fremdstoffe in der Leber zunächst metabolisiert (Phase-I-Metabolismus) und anschließend durch Konjugation in eine wasserlösliche Form überführt werden (Phase II), ehe sie über Faeces oder renal ausgeschieden werden können.

Für diese beiden Schritte hat der menschliche Körper einen ganzen Werkzeugkasten an Enzymen zur Verfügung. In der Phase I werden toxische Substanzen durch sogenannte Cytochrom-P450-Enzyme oxidiert, reduziert und/oder hydrolysiert. Dabei entstehen in der Regel radikalische Zwischenprodukte, die möglichst rasch weitermetabolisiert und entgiftet werden müssen. Hierfür werden diese an polare Moleküle wie Glutathion, Cystein, Taurin, Glycin oder Glucuronat gekoppelt, dadurch „entschärft“ und schließlich ausgeschieden.

Das Tripeptid Glutathion zählt neben der alpha-Liponsäure zu den wichtigsten Antioxidantien. Glutathion kann Elektronen abgeben und wieder aufnehmen, fungiert also als hocheffektives Redoxsystem: Die sogenannte Glutathionperoxidase neutralisiert anfallendes Wasserstoffperoxid, organische Peroxide sowie freie Radikale unter Abspaltung von Wasser zum entsprechenden Alkohol. Dabei reagiert das Selenocystein aus dem aktiven Zentrum des Enzyms zu Selensäure und wird anschließend unter Verbrauch von zwei Molekülen Glutathion wieder reduziert. „Verbrauchtes“ oxidierte Glutathion kann anschließend durch die Glutathion-Reduktase wieder regeneriert werden. Für eine optimale Funktion der Glutathionperoxidase ist somit eine ausreichende Versorgung mit Selen erforderlich und eine maximale Enzym-Aktivität wird erst ab Selen-Blutspiegeln ab etwa 100 ug/l erreicht. Hierzulande liegen mittlere Selenspiegel im Bereich zwischen 70 und 80 ug/l, wie eine Human-Biomonitoring-Untersuchung des Umweltbundesamts im Jahr 2002 publizierte (Umweltbundesamt). Da sich seitdem nichts am Selengehalt in den Böden und damit auch nicht an den Lebensmitteln und der Selenzufuhr der Bevölkerung verändert hat, ist die Selenversorgung der deutschen Bevölkerung wohl weiterhin im unteren Bereich anzusiedeln.

Übersteigt die Belastung an Toxinen und Xenobiotika die Entgiftungsleistung der Leber, kann es – abhängig von Dosis und Intoxikation – zu einer Schädigung der Hepatozyten kommen. Neben einer ausreichenden Zufuhr von Aminosäuren und Antioxidantien können dabei auch Nährstoffe und Pflanzenstoffe einen positiven Einfluss sowie eine Schutzwirkung entfalten. Das Phospholipid Cholin wird aus der Aminosäure Methionin synthetisiert und ist die Vorstufe von Acetylcholin. In Bezug auf die Entgiftung übernimmt Cholin eine sogenannte lipotrope Funktion, das heißt es fördert die Mobilisierung und den Transport von Fett aus der Leber. Es wirkt somit einer Fettakkumulation in der Leber entgegen. Zusätzlich fördert es die Entgiftungskapazität der Leber nicht nur bei Alkohol-, sondern auch Schwermetall- und Umweltbelastungen sowie bei Einnahme von Arzneimitteln.

Die wohl bekannteste Heilpflanze für die Leber ist die Mariendistel (=Silybum marianum). Als wirksamer Bestandteil ist das Silymarin mittlerweile gut untersucht und stellt eine Mischung der Isomere Silibin, Silicristin und Silidianin dar. Als Hauptwirkung entfaltet es einen leberzellprotektiven Effekt, indem es die Zellmembran der Hepatozyten stabilisiert und so verhindert, dass Toxine und Noxen in das Zellinnere gelangen. Zudem fungiert es als Radikalfänger und beugt so einer Schädigung vor. Zudem aktiviert das enthaltene Silymarin die sogenannte Polymerase A, welche die Eiweißsynthese steigert und sich positiv auf die Leberzellproliferation auswirkt. Mariendistel unterstützt somit auch die Zellregeneration.

Bei dem Thema Lebergesundheit ist auch Artischocke in aller Munde. Seine Blätter wurden schon von den Ägyptern eingesetzt. Das enthaltene Cynarin, ein Kaffeesäurederivat, schützt die Zellmembran von Hepatozyten vor Toxinen. Zusätzlich enthält die Artischocke Flavonoide wie Luteolin, Canyrosid sowie Bitterstoffe (Canyropikrin). Luteolin wirkt beispielsweise antioxidativ und hemmt Interleukin 6, hat also einen antiphlogistischen Effekt. Die Inhaltsstoffe wirken außerdem positiv auf den Lipidstoffwechsel, regen die Magensäureproduktion an und werden unterstützend bei dyspeptischen Beschwerden eingesetzt.

Zusammengefasst wirken die Inhaltsstoffe der Artischockenblätter und Mariendistel also:

  • protektiv
  • regenerativ
  • als Radikalfänger

und unterstützen so die Leber ideal Tag für Tag, um mit den Belastungen des Alltags umzugehen.

Quelle:

200 Genetik der Entgiftung (imd-berlin.de)
Dorstewitz H. Phytotherapie bei Erkrankungen der Leber und Galle. EHK 2015; 64: 212–217
Uwe Gröber: Mikronährstoffe, 3. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
Nathalie Schmidt, Edmund Schmidt: Mikronährstofftherapie, 1. Auflage, Elsevier-Verlag

 

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